Von Susanne Schotter

Influencer – das meint „Beeinflusser“.
Doch so geläufig das Wort in unserem alltäglichen Sprachgebrauch verwendet wird, so unbekannt sind uns die Folgen, welche die Influencer mit sich bringen. Das Buch Influencer- Die Ideologie der Werbekörper von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt, welches 2021 beim Suhrkamp Verlag erschien, beschäftigt sich mit dem Phänomen „Influencer“ und warnt sogleich im Vorwort, dass diese dabei nicht gut wegkommen. In 10 Kapiteln, verteilt auf 180 Seiten, beleuchten die beiden Autoren, wie die Influencer den Kapitalismus reproduzieren und verherrlichen. Zu Beginn jedes Kapitels wird ein Social Media Beispiel genannt, welches als unterhaltsamer Einstieg in die neue Thematik dient. Mit leicht ironischem Unterton wird das Beispiel analysiert und im Anschluss erfolgt die wissenschaftliche Aufarbeitung des Phänomens. So geht es um Themen wie Influencer als Dauerwerbesendung und Product-Placement, die Darstellung von Geschlechterrollen, die Selbstdarstellung von Influencern, aber auch wenn die Kinder in die Content-Produktion miteinbezogen werden. Bei all diesen Themen steht die Frage im Mittelpunkt: Was macht das mit den Zuschauenden und welches Weltbild wird hier repräsentiert? Schnell wird deutlich: die kapitalistischen Strukturen ziehen sich durch allen Content und somit werden auch die Ideale des Kapitalismus an die Zuschauenden vermittelt. Es geht permanent darum, eine bessere Version von sich selbst zu kreieren, die danach weiterhin Luft nach oben hat. Die Zuschauenden werden dazu animiert, es den Influencer nachzumachen, denn wenn diese es geschafft haben von Null sich hochzuarbeiten, können die Zuschauenden es auch schaffen. So werden extreme Körperbilder und Karrierewege normalisiert.  Selbst wenn manche Ideale des Kapitalismus kritisiert werden, wie beispielsweise die Body-Positivity-Bewegung es versucht, werden die kapitalistischen Normen anerkannt und somit ihr Fortbestand gestärkt.

Das Buch regt an, das eigene Nutzungs- und Konsumverhalten auf Social Media zu überdenken. Wer sind diese Personen, denen man scheinbar auf Schritt und Tritt folgen kann und was wollen sie darstellen? Ist erkennbar, ob dies die Realität widerspiegelt? Wie stellt man sich selbst im Internet dar und warum? Wer kann zum Influencer werden? Die Antwort lautet: jeder. Es braucht keine Ausbildung oder Schulung, sondern etwas Glück und das Wissen, was der Algorithmus bevorzugt. Sollten Portale wie Instagram und YouTube Schulungen für Influencer anbieten? Denn aktuell besitzen Influencer eine scheinbar uneingeschränkte Macht, die wir ihnen durch den Konsum ihres Contents verleihen. Welchen Einfluss hat das auf uns, aber vor allem auch auf Kinder und Jugendliche? Inzwischen sind Influencer in allen Lebensbereichen vertreten, wie beispielsweise Politik, Konsumverhalten, moralischen Fragen, Erziehung, Gesundheit und Psychologie. Was macht das mit unserer Gesellschaft? Das Buch wirft viele gesellschaftsrelevante Fragen auf, deren Beantwortung noch offen bleibt.
Auf jeden Fall empfehlenswert für alle, die dieses Gebiet spannend finden!

Nymoen, O., & Schmitt, W. M. (2021). Influencer: Die Ideologie der Werbekörper. Suhrkamp Verlag.