Belauschen Smartphones unser Leben?

Eben noch mit der Freundin über das nächste Reiseziel und die Haustiere gesprochen und schon ploppt passende Werbung in den sozialen Netzwerken dazu auf. Ist also doch etwas an dem Vorwurf des Lauschangriffs durch unser Handy dran? Spionieren unsere Smartphones uns aus? Nein, sagt Facebook. Doch, glauben noch immer viele Nutzer*innen.

Technisch gesehen gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, Gespräche zu belauschen. Nicht nur das Mikrofon, sondern auch die Beschleunigungs- und Bewegungssensoren unserer Handys sind dazu in der Lage, akustische Schwingungen aufzunehmen. Es wäre sogar möglich, eine App zu programmieren, deren Zugriffsbenachrichtigung dann eingeblendet wird, wenn der Bildschirm ausgeschaltet ist. Wobei das ja überhaupt nicht nötig ist, schließlich stimmen die meisten Nutzer*innen ganz bewusst zu, dass eine App auf den Standort, das Mikrofon oder etwa die Kamera zugreifen darf. Belauscht werden wir trotzdem nicht, darin sind sich Expert*innen einig. Zunächst einmal ist das Risiko für Facebook und CO. viel zu groß, mit Abhörvorgängen einen Imageschaden herbeizuführen. Und das wäre unvermeidbar, denn diese Vorgänge würden nicht lange unentdeckt bleiben: Viel zu groß wären die Datenmengen, die in einer Cloud gespeichert werden müssten und viel zu belastend wäre das Abhören für den Akku des Handys – das würde schnell auffallen.

Darüber hinaus, hat Meta dieses Vorgehen auch gar nicht nötig. Viele seiner Daten sammelt der Konzern durch „Third Party-Tracking“, also den Zugriff auf unser Surf-Verhalten. Aber auch unsere Kontaktlisten, Standorte und Vernetzungen auf Social Media verraten sehr viel über uns und unsere Vorlieben. Erteilen wir dafür die Berechtigung, können auch Hintergrundgeräusche – laufende TV-Sendungen, Musik oder Filme – aufgezeichnet und ausgewertet werden. Da ist es ein Leichtes, uns passende Werbung auszuspielen.
Natürlich macht es uns trotzdem misstrauisch, wenn wir Werbung für ein ganz spezifisches Produkt sehen, über das wir uns gerade eben noch unterhalten haben. Hier gilt aber: „Wer sucht, der findet“. Kognitive Verzerrung nennt sich das und beschreibt, dass uns etwas viel mehr auffällt, wenn wir gerade damit in Kontakt gekommen sind. Belauscht werden unsere Gespräche also wohl nicht – und doch lohnt sich ein Blick in die Nutzungsbedingungen der Apps.

Wer trotz allem Angst hat, vom eigenen Smartphone ausspioniert zu werden, kann Folgendes beachten: Ist das Handy heruntergefahren, kann es keine Daten mehr sammeln; im Flugmodus hingegen schon. Außerdem kann man den Apps in den Einstellungen auch einfach die Berechtigungen für zum Beispiel Mikro, Standort, Kontakte und Kamera entziehen. Auch beim Surfen kann eine erhöhte Datensicherheit erzielt werden, indem zum Beispiel Inkognito-Tabs verwendet werden. Um sich vor Spionagesoftwares zu schützen, kann zusätzlich „Play Protect“ auf dem Smartphone installiert werden. Dann ist es garantiert abhörsicher.

Eikenberg, R. (2022, März 4). Achtung, Handy hört mit: Smartphone-Apps als Wanze. heise online. https://www.heise.de/news/Achtung-Handy-hoert-mit-Smartphone-Apps-als-Wanze-6517559.html.

Federrath, H. (o. J.). Lauschangriff für personalisierte Werbung – Vom eigenen Smartphone ausspioniert. Deutschlandfunk Kultur; deutschlandfunkkultur.de. Abgerufen 22. Januar 2024, von https://www.deutschlandfunkkultur.de/spionage-durch-eigenes-smartphone-100.html.

Laaff, M. (2019a, September 9). Facebook: Werden wir übers Smartphone abgehört? ZEIT ONLINE. https://www.zeit.de/digital/2019-08/facebook-smartphone-apps-illegales-abhoeren-mikrofon-werbung/komplettansicht.

Schüssler, M. (2022, Mai 11). Digitale Überwachung: Hört das Smartphone wirklich mit? Tamedia AG. https://www.tagesanzeiger.ch/hoert-das-smartphone-wirklich-mit-414099015579.

Swr1, B. W. (2023, Februar 2). Personalisierte Werbung: Belauscht mich mein Handy? swr.online; SWR1 BW. https://www.swr.de/swr1/bw/programm/personalisierte-werbung-hoert-mich-handy-ab-100.html.